u20 Slam in der Schweiz
Der u20 Slam feiert in der Schweiz eine lange Tradition. Ach was, der u20 Slam nahm vor 19 Jahren hier gar seinen Anfang. Wir können also mit Fug und Recht behaupten: Wir veranstalten mit dem u20 Slam 22 den letzten u20 Slam, an dem u20 Slam noch so wirklich u20 Slam ist. Gecheckt?
Aber jetzt mal im Ernst: Dem Schweizer u20 Slam sind wichtige Namen und Gesichter der Szene entwachsen. Dieser Text ist eine konstruierte Rekapitulation, eine vage Erinnerung und ein ernstgemeinter Tribut.
2003
2003 findet der erste Poetry Slam für Jugendliche statt – damals noch unter dem Namen “Schüler-Poetry-Slam”. In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek St.Gallen wurde ein Textwettbewerb ausgeschrieben, die besten Schreibenden wurden an einen Vorbereitungsworkshop für den Slam eingeladen. 24 Teilnehmende traten am Slam auf – ein Monsteranlass.
Der Event markiert den Start des u20 Slams im europäischen Raum*. Organisiert wurde er – unter der Leitung von Richi Küttel – vom Verein Solarplexus, dem Schirmherren des u20 Slam 22.
Poetry Slam findet über die Ostschweizerischen Autorenlesungen auch den Weg an die Schulen: Etrit Hasler und Richi Küttel machen sich auf und halten in der ganzen Ost-, später in der ganzen Deutschschweiz Vorträge und Slam-Workshops an Schulen.
* An dieser Stelle möchten wir mal darauf hinweisen, dass wir das nur so halb ernst meinen. Poetry Slam war zu Beginn der 2000er zwar noch einiges kleiner, aber es ist sehr gut möglich, dass mehrere Leute zur etwa gleichen Zeit auf dieselbe Idee kamen. Es handelt sich dabei ja nicht um so eine komplexe Idee wie die kosmische Hintergrundstrahlung, und genau da ist dasselbe passiert.
2004
In diesem Jahr wird der u20 Wettbewerb erstmals im Rahmen der internationalen, deutschsprachigen Meister*innenschaften durchgeführt. Der u20 Slam hat es innerhalb von einem Jahr auf die grosse Bühne geschafft. Nicht schlecht!
Und die Schweiz ist mit dabei. Gabriel Vetter gewinnt sogar den Titel – aber eben nur den der Erwachsenen.
Über die deutschsprachigen Meisterschaften entsteht aber auch ein Austausch zu U20Slam, mit der Folge, dass über Jahre U20 Slammer*innen für die Teilnahme an U20 Slams von St.Gallen nach Stuttgart reisten und umgekehrt.
2005
Der Verein Solarplexus gewinnt einen Förderpreis für die Etablierung des u20 Slams im Allgemeinen. Wir vom Orga-Team waren zwar alle nicht dabei, aber das macht ja doch Freude.
Eine Stiftung ruft die Slam-Poet*innen zur U20 Poetry Slam Tagung nach Waldburg (D). Die Teilnehmendenliste liest sich wie das Who-is-who der damaligen Slam-Szene – sogar Slam-Papi Marc Smith ist dabei. Und eben Richi Küttel und Simon Boris Frei von solarplexus.
2006
Im Jahre 2006 wird die Website u20slam.ch ins Leben gerufen und es finden bereits die ersten, jährlichen u20 Poetry Slam Kantonsmeister*innenschaften statt. Nämlich in Basel, in Zürich und eben in St.Gallen. Immer noch organisiert vom Verein Solarplexus und dem u20 Grosspapi Richi Küttel.
2006 finden die ersten u20 Poetry Slam Schweizermeister*innenschaften statt – in St.Gallen. Diese kann die Thurgauerin Lara Stoll für sich entscheiden.
An den internationalen Meister*innenschaften in München gewinnt ebenfalls Lara Stoll als erste Schweizerin den Titel der deutschsprachigen u20 Championesse!
Ausserdem tauchen hier wichtige Slam-Persönlichkeiten wie Marguerite Meyer, Renato Kaiser, Phibi Reichling und Sam Hofacher in den Annalen der Geschichte auf. Manche als u20 Poet*innen. Andere eben nicht.
2007
Im September 2007 finden die zweiten u20 Poetry Slam Schweizermeister*innenschaften statt. Zum Gewinner wird Laurin Buser aus Arlesheim gekürt. Er setzt sich gegen Phibi Reichling – späterer Organisator des Slam2018 – und dem Dichter Carlo Spiller durch.
2008
In diesem Jahr wird unser erstes Orga-Mitglied – Pierre Lippuner – von Richi Küttel an einem Schulvortrag für Poetry Slam und somit für u20 Slam begeistert.
Ausserdem finden die internationalen, deutschsprachigen Poetry Slam Meister*innenschaften in Zürich statt. Der u20 Wettbewerb ist ebenfalls mit von der Partie und wird von Bleu Brode gewonnen – welcher gerade mal zwei Wochen vorher an seinem ersten Poetry Slam teilgenommen hat. So zumindest die Legende.
2009
Poetry Slam feiert 10 Jahre Jubiläum in der Schweiz! Gleichzeitig tauchen vermehrt junge Leute auf der Bühne auf, welche die Schweizer Poetry Slam Szene bis heute mitgestalten: der Schnüggel Gregor Stäheli, die gloriose Lisa Christ und der oben genannte Pierre Lippuner. Grössen wie Laurin Buser sind immer noch im u20 Slam aktiv und rocken die Bühne.
2010
Richi Küttel übergibt die Organisation des u20 Slams in der Ostschweiz an Pierre, Nicole und Sandra. Raphael Kaufmann wird an der ersten Schweizermeister*innenschaften Champion in der Kategorie u20, Lara Stoll ist dem ganzen entwachsen und holt sich charmant den Titel der ersten ü20 Schweizermeisterin.
Der Verein u20 Slam Schweiz wird gegründet und soll die Koordination auf nationaler Ebene übernehmen.
Laurin Buser holt sich als zweiter Schweizer an den internationalen, deutschsprachigen Meister*innenschaften in Essen den Titel des u20 Poetry Slam Champs. Und das mit einer perfekten Punktewertung (12 Notenblöcke, 12 mal die 10).
2011
Weitere Mitglieder aus unserem Orga-Team – nämlich Fabian und Stefan – versuchen sich am u20 Slam. Stefanie betritt unsere Leben. Krass.
Lisa Christ wird an der Schweizermeister*innenschaft 2011 in St.Gallen u20 Schweizermeisterin.
Hazel Brugger taucht auf und zerstört die u20 und ü20 Poetry Slam Szene der Schweiz (weil sie so gut ist). Etrit Hasler hält sich kurz für ihren Entdecker, aber das stimmt nicht. Ausserdem zieht sie bis ins finale Stechen der internationalen Meister*innenschaften 2011 in Hamburg ein.
2012
Weitere Poet*innen der Szene tauchen im u20 auf. So zum Beispiel Sven Hirsbrunner, Dominik Muheim, Sarah Altenaichinger, Olga Lakritz und Kay Neuenschwander.
Sven, Sarah und Dominik gehören inzwischen zu den aktivsten Slam-Poet*innen und Workshopleiter*innen in Basel und Bern. Kay strapaziert das Format Poetry Slam mit immer neuen, kreativen und spielerischen Ideen und gehört zu den aktivsten Organisator*innen in Bern.
2013
Die internationalen u20 Slam Meister*innenschaften finden in Kiel das erste Mal als eigenständiger Event statt.
Währenddessen in der Schweiz: Der u20 Slam verbreitet sich im ganzen Land und findet inzwischen in den Kantonen St.Gallen, Zürich, Basel, Bern, Solothurn und Schaffhausen statt.
Ausserdem werden in St.Gallen die ersten Mittelschulmeister*innenschaften durchgeführt.
2014
Der Verein u20 Slam Schweiz beginnt auseinanderzufallen.
Weitere wichtige Gesichter des heutigen Poetry Slam – nämlich Marco Gurtner und Michael Frei – entwachsen dem u20 Slam.
2015
Erstmals wird der u20 Slam auch im Appenzell durchgeführt. Ausserdem übernimmt Solarplexus neu die Organisation des u20 Slams in Zürich.
Die Schweiz holt sich zusätzlich zum dritten Mal den internationalen u20 Poetry Slam Titel: Jonas Balmer kann das Publikum in Regensburg für sich begeistern. Ebenfalls im Finale: Sarah Altenaichinger und Joël Perrin.
2016
Gina Walter kämpft sich bis ins Finale der internationalen, deutschsprachigen u20 Poetry Slam Meister*innenschaften in Magdeburg.
Der Verein u20 Slam Schweiz wird stillschweigend aufgelöst.
2017
Die dritte St.Galler Mittelschulmeister*innenschaften finden statt und bringen Miriam Schöb und Mia Ackermann in die Szene.
Zusätzlich finden Fine Degen, Rumo Wehrli, Lois Stettler und Jonin Herzig ihren Weg zum u20 Slam und auf Schweizer Bühnen. Alle sind aus der heutigen Szene nicht mehr wegzudenken. Als Poet*innen oder als Menschen, die die Szene mitgestalten.
2018
Der “ewige” u20er Max Kaufmann gewinnt die u20 Schweizermeister*innenschaft 2018 und wendet sich grösserem zu. Also dem regulären Poetry Slam.
Im September 2018 tritt ausserdem Piera – unser letztes Orga-Mitglied – das erste Mal auf eine Slam-Bühne.
2019
Die internationalen Meister*innenschaften finden in Erfurt statt. Das erste Mal mit der Kategorie Team, welches Jeremy Chavez und Benjamin Flur Koch als Ben&Jerry richtig hart rocken – und doch nicht gewinnen.
Am u20 Slammaster*innen-Meeting wird klar, dass niemand die Kapazität und Lust hat, die Meister*innenschaften im Jahr 2021 – die Organisation wird jeweils zwei Jahre im Voraus vergeben – durchzuführen.
Fabian schaut Pierre an. Ein Telefonat später ist klar: St.Gallen versucht sich an der Organisation des u20 Slam 2021.
Was wir noch nicht wissen: Erfurt ist die letzte Station des internationalen u20 Slams für die nächsten drei Jahre.
Ausserdem wichtig: Gründung des Netzwerks TINte – Bühnenliteratur für trans, inter und nichtbinäre Bühnenliterat*innen und Unterstützer*innen (www.buehnentinte.org) durch Lois Stettler, Rumo Wehrli und Jonin Herzig.
2020
Pandemie, Darmstadt müsste absagen oder verschieben. In Absprache mit uns wird verschoben. St.Gallen findet neu im Jahr 2022 statt.
2021
Pandemie, Darmstadt muss komplett absagen. U20 Slam in der Schweiz ist beinahe verstummt.
2022
Die Organisation der kantonalen Vorrunden werden wieder aufgenommen. Mit der Schweizermeister*innenschaften 2022 läutet u20 Slam Queen Fine Degen eine langsame Rückkehr in die Normalität ein.
Im September dann der u20 Slam 22. In St.Gallen. Zum zweiten Mal mit der Kategorie Team im Gepäck.
Mit u20 Slam schauen wir auf eine lange, turbulente und liebevolle Geschichte zurück. Und hoffentlich bleibt uns Poetry Slam und der u20 Slam noch weitere Jahrzehnte – ach was Jahrhunderte – erhalten.