
u20 Poetry Slam & die Schweiz – eine Erfolgsgeschichte!
2006, München
Es begann fulminant. Bereits an der 3. Ausgabe der deutschsprachigen u20 Meister*innenschaften stand eine Schweizerin im Mittelpunkt. Damals 19-jährig, stürmte die Schaffhauserin Lara Stoll an die Poetry Slam-Spitze. In der Schauburg München setzte sie sich wortstark gegen ihre 11 Konkurrent*innen durch.
2010 durfte sie sich schliesslich Schweizer Meisterin und sogar Europameisterin nennen. Und 2012 doppelte sie im Team mit Martina Hügi in Winterthur nach.
Während sie heutzutage vor allem durch ihre musikalischen und filmischen Werke für Aufmerksamkeit sorgt, waren es zu Beginn energetische, teils ans Dadaistische anmutende Texte, und ihr Commitment, dafür auf der Bühne alles zu geben.
Und, trotz aller Erfolge, etwa als Preisträgerin des Salzburger Stiers, einer Bewerbung für den ESC mit einer Eurodance-Hommage und aktivem Output von neuen filmischen Projekten, bleibt sie der Poetry Slam-Szene treu.
Noch heute ist sie als Slammasterin des Casino Slams Winterthur fester Bestandteil der Slamily und von Schweizer Slam-Bühnen nicht mehr wegzudenken.
Es begann mit u20 Slam und ist heute moderne Schweizer Kultur par Excellence.
Aktuell bestätigt Stoll dies mit ihrem Buch «Hallo».
2010, Ruhrgebiet
Was für viele Menschen in der Schweiz tönt wie ein Kurort für Klempner*innen wurde 2010 zum Mittelpunkt der deutschsprachigen Slam Szene. Das Ruhrgebiet. Dieses wurde gleichzeitig auch zu einem neuen Highlight in der Schweizer u20 Slam Geschichte. Nachdem der 19-jährige Laurin Buser aus Basel sich sowohl 2007 als auch 2008 den u20 Schweizermeister-Titel erkämpfte, folgte 2010 der grosse deutschsprachige u20 Pokal.
Der Basler Publikumsliebling machte schliesslich Ausflüge in diverseste Kunstsparten, über Schauspiel bis Musik. Aber er blieb Poetry Slam immer treu.
Dass er sich dabei auch nicht immer zu ernst nehmen muss, bewies er in einem Kurzfilm, bei dem er absichtlich eine möglichst schlechte Performance liefern wollte.
Zusätzlich gründete Buser zusammen mit Fatima Moumouni das Slam Team «Zum Goldenen Schmied». Mit Moumouni gewann er 2019 zuerst den Teamwettkampf in der Schweiz und dann schliesslich noch den grossen deutschsprachigen Team-Wettbewerb in Berlin desselben Jahres. Ihre Zusammenarbeit geht dabei über das gesprochene Wort hinaus. Unter anderem haben sie bereits unter dem Pseudonym NUGGETS einige Tracks produziert oder sind in Solo-Projekten als Feature aufgetreten.
Buser bleibt trotzdem seit Jahren der Szene enthalten und moderiert durch den bekannten Slam Basel im Sommercasino (ehemals SUD). Doch auch als Musiker – bspw. als Voract für Samy Deluxe – oder im Theater mit der Neuauflage von Räuber Hotzenplotz ist und bleibt er künstlerisch busy.
Ach ja, und 1 Jahr nach Lara Stoll gewann er ebenfalls den Salzburger Stier.
2015, Regensburg
Ein guter Jahrgang war das für die Schweiz. Nicht nur holten Valerio Moser und Manuel Diener als Duo «Interrobang» den Team-Titel, nein auch in der u20 Kategorie durfte die Schweiz 2015 wieder einmal jubeln. 5 Jahre nach dem letzten Schweizer Sieg gewann der ziemlich frisch zum Slam gestossenen Zürcher Jonas Balmer in Regensburg überraschend den Titel. (Wie das genau war, könnt ihr hier nachlesen).
Nur gut 7 Monate nach seinem ersten Slam, an welchem der Autor dieses Textes ebenfalls anwesend sein durfte, konnte sich der junge Zürcher «deutschsprachiger u20 Champ im Poetry Slam» nennen. Auch seine Eltern waren extra nach Regensburg gereist und konnten so gleich nach Pokalübergabe mit Jonas feiern.

Fotografie: Pierre Lippuner
Anschliessend durfte er dann so richtig um die Welt touren und war auf diversen Bühnen des deutschsprachigen Raumes zu Gast. Auch heute ist Jonas Balmer noch immer auf Slam-Bühnen aktiv. Und zieht teilweise ebenso eigene Veranstaltungen auf die Beine.
Ein sympathischer Mann, der mit seiner Maturaarbeit 2014 genau das richtige Thema gewählt hatte!
Wann er den Salzburger Stier gewinnt, wissen wir noch nicht. Doch am 16. September wird er zusammen mit einem internationalen hochkarätigem Line-Up die Bühne in der Grabenhalle an der Eröffnungsshow rocken.
2022, St.Gallen
Folgt der Gewinn der u20 Poetry Slam Meister*innenschaften diesem Trend weiter, könnte mensch fast meinen. Dieses Jahr wäre es mal wieder an der Zeit, dass der Meister*innenschafts-Gürtel zurück in Schweizer Hand kehrt.
Und welcher Ort wäre dafür besser geeignet als einer der Geburtsstädte des Nachwuchs im Poetry Slam, die Gallusstadt in der Ostschweiz. St.Gallen.
Mit einem dritten Platz durch Jeremy Chavez & Benjamin Flur Koch wurde im Team bereits bei der ersten Ausgabe in Erfurt ein starker Grundstein gelegt. Möglicherweise können dies die Truppe aus Annika Biedermann, Moët Liechti & Nadine Studer als wiederum einziges Schweizer Team in St.Gallen gar noch toppen.
In einem illustren Feld von 60 Starter*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum wird es auch für unsere Einzel-Kämpfer*innen nicht einfach werden. Doch unsere 8 Startenden geben ihr Bestes, um das Publikum zu begeistern. Und wer weiss, möglicherweise wird am Samstag, dem 24. September 2022, der Gürtel hier in der Schweiz bleiben.